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Würchwitz bei Zeitz, Instandsetzung des Denkmals
für Johann Christian Schubart

Bauherr
Stadt Zeitz

Planungsleistung
Ausführungsplanung bis Bauüberwachung

Zeitraum
2010 – 2011

Die Gedenkstätte für den Agrarreformer Johann Christian Schubart, Edler vom Kleefelde (1734-1787) befindet sich östlich der Ortschaft auf einem bewaldeten Hügel. Es handelt sich um ein kolossales Denkmal in Form einer hohen Säule auf einem massiven Sockelblock. Die Säule ist bekrönt durch ein Kapitell mit Schmuckformen aus Früchtenrgirlanden und Stierköpfen, die Bezug auf Schubarts landwirtschaftliche Tätigkeit nehmen. Errichtet wurde das Denkmal im Jahre 1851.

Die Säule samt Sockel und Kapitell besteht aus Sandstein. Der Sockelblock trägt an allen vier Seiten Inschriftenkartuschen. Das Denkmal wird eingerahmt durch ein umlaufendes Ziergitter aus Schmiedestahl, die Gitterstäbe sind in Lanzenform gestaltet. Die Einfriedung steht auf einem umlaufenden Sandstein-Sockel.

Im Zuge der Arbeiten wurden die Einfriedung und der Denkmalsockel instandgesetzt. Die Fehlstellen der Inschriften wurden nachretuschiert

Dem Charakter der Stätte folgend, wurde eine Ruhebank aus Sandstein neu angefertigt und vor dem Denkmal aufgestellt.

Rückblick auf die Historie:

Schubart, Sohn eines Webers und Tuchhändlers, erlernte in Zeitz den Beruf des Schreibers. 1750 verließ er seine Geburtsstadt. In den folgenden Jahren arbeitete er in verschiedenen Anstellungen als Schreiber und Sekretär, u. a. in Bad Lauchstädt, Leipzig und Wien. Während des Siebenjährigen Krieges war er „Generalsekretär“ hoher preußischer Offiziere und seit 1760 „Königlich Großbritannischer Kriegs- und Marschkommissar“ bei der englischhannoverschen Armee, die an der Seite des Preußenkönigs Friedrich II. kämpfte.

1762 trat Schubart in den Freimaurerorden ein, zunächst in die Braunschweiger Loge Jonathan. 1763 wurde er Mitglied der Großen Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ in Berlin. Er erwarb rasch alle freimaurerischen Grade und wurde später sogar Großmeister. Im Auftrag seiner Großloge unternahm er als „Propagandist“ von 1763 bis 1767 ausgedehnte Reisen durch viele europäische Länder. Dabei entdeckte er seine Liebe zur Landwirtschaft. Er fand genügend Zeit, sich mit den Fruchtfolgen in unterschiedlichen Agrarregionen zu beschäftigen. In Süddeutschland, Frankreich und Italien studierte er besonders die Versuche, Klee als Futterpflanze anzubauen. Wegen verschiedener Kontroversen und Intrigen legte er nach sechsjähriger Tätigkeit alle seine Ämter in der Freimaurerei nieder.

Während seiner zahlreicher Reisen hatte sich Schubart wiederholt an deutschen Fürstenhöfen aufgehalten. 1767 war ihm vom hessischen Landgrafen der Titel Hofrat verliehen worden. Seit 1768 lebte Schubart in Leipzig. Als weitgereister und weltgewandter Hofrat fand er bald Anschluss an die Leipziger Gesellschaft. Am 3. Januar 1769 heiratete er Christine Karoline Mittler, die fünfzehn Jahre jüngere Tochter eines reichen Leipziger Kaufmanns. Mit dem Vermögen seiner Frau erwarb er das Rittergut Würchwitz bei Zeitz.

Seit 1771 betätigte sich Schubart als praktischer Landwirt. Auf den bisherigen Brachflächen seines Gutes baute er Klee, Luzerne, Esparsetten, Rüben und Kartoffeln an. Gleichzeitig führte er die Sommerstallfütterung des Rindviehs ein. Zur Verbesserung seiner Einnahmen pflanzte er Tabak an und legte Gärten für die Färbepflanze Krapp an. In Würchwitz errichtete er eine Fabrik, in der der rote Farbstoff der Krapp-Pflanze verarbeitet wurde. 1774 erwarb Schubart noch zwei weitere Güter, die er von Verwaltern bewirtschaften ließ. Mit großem Eifer studierte er die landwirtschaftliche Literatur und führte einen umfangreichen Briefwechsel mit reformfreudigen Landwirten. Trotz mancher Rückschläge durch Missernten und Rechtsstreitigkeiten mit Nachbarn warfen seine Güter nach wenigen Jahren hohe Gewinne ab.

Ermuntert von Nathanael Gottfried Leske, Professor für Ökonomie an der Universität Leipzig, und der Leipziger Ökonomischen Societät, der er angehörte, betätigte sich Schubart seit 1781 auch als landwirtschaftlicher Schriftsteller. Zunächst veröffentlichte er in der Zeitschrift „Magazin für Naturkunde, Mathematik und Oeconomie“ mehrere Beiträge über seine Anbauerfahrungen mit Klee, Rüben und Tabak. Dabei wurde ihm bewusst, dass Fortschritte in der Landwirtschaft nicht primär durch Verbesserung der Anbaumethoden und mit der Einführung neuer Kulturpflanzen zu erreichen sind, sondern dass vor allem die bestehende Agrarverfassung verändert werden muss. Dieser Grundgedanke wurde zum Inhalt seiner 1783 veröffentlichten Schrift Hutung, Trift und Brache; die größten Gebrechen und die Pest der Landwirtschaft. Vehement wandte sich hier Schubart gegen die feudalen Weide- und Triftrechte, die die Bauern zum Brachliegen der Ackerflächen zwangen.

1783 erhielt Schubart von der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin den ersten Preis für seine eingereichte Preisschrift „Abhandlung über die verschiedenen Eigenschaften und den vortheilhaften Anbau der Futterkräuter“. In kräftiger und freimütiger Sprache hat Schubart hier seine Erfahrungen über den Anbau von Rotklee, Luzerne und Esparsetten dargestellt und auch die agrarpolitischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Futterbau deutlich herausgearbeitet. Diese Schrift erschien 1784 im Buchhandel, erweitert durch ein Vorwort von Schubart, unter dem Titel „Gutgemeinter Zuruf an alle Bauern, die Futtermangel leiden …“. Bei den Bauern fand sie einen erstaunlichen Widerhall. Noch zu Lebzeiten Schubarts erlebte sie neun Auflagen, die unrechtmäßigen Nachdrucke nicht mitgerechnet. Die Schrift galt für Jahrzehnte als das „Volkslesebuch“ über den Kleeanbau. Übersetzungen erschienen in vielen europäischen Sprachen.

Großes Interesse an dem von Schubart propagierten Kleeanbau zeigten führende Landwirte in den böhmisch-österreichischen Ländern, da Kaiser Joseph II. 1781 die Leibeigenschaft aufgehoben hatte. Auf Empfehlung böhmischer Adliger erhob Joseph II. am 7. Dezember 1784 Johann Christian Schubart unter Beilegung des Prädikats „Edler von dem Kleefelde“ in den Reichsadelsstand. Im folgenden Jahr reiste Schubart nach Wien. Er wurde von Joseph II. in Audienz empfangen und auch zur kaiserlichen Tafel eingeladen. Ein adliger böhmischer Gutsbesitzer ließ einen „Kleetaler“ mit einem Bildnis von Schubart prägen und in Umlauf bringen.

Johann Christian Schubart war zwar nicht der Begründer des Kleeanbaus in Deutschland, er hat aber durch sein engagiertes Wirken entscheidende Anstöße gegeben, den Klee und andere Futterpflanzen in die Fruchtfolgesysteme einzugliedern. Als Aufklärer und Propagandist gehört er zu den bedeutendsten Förderern der Landwirtschaft im 18. Jahrhundert. Albrecht Daniel Thaer sah in ihm einen „Wohltäter der Menschheit“. 1851 errichteten Landwirte in Würchwitz ein Schubart-Denkmal. Seitdem feiern die Einwohner von Würchwitz alljährlich im Juni zu Ehren Schubarts das „Kleefest“.

Quelle: WIKIPEDIA