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Franziskanerkloster, Instandsetzung und Umnutzung der Klosterkirche Klosterkirchhof, 06712 Zeitz

Bauherr
Stadt Zeitz

Planungsleistung
Ausführungsplanung bis Bauüberwachung

Zeitraum
2003 – 2013

Die Gründung des Franziskanerordens ist auf das Jahr 1221 datiert. Die Franziskaner waren Bettelmönche, denen privater Besitz untersagt war. Ihre Aufgabe waren Gebet, Gottesdienst, Studium und Lehre sowie die Hilfe für Bedürftige. Im Jahre 1238 wurde der Orden in der Stadt Zeitz in einem Hirtenbrief des Bischofs Engelhard erstmals erwähnt.

Das Franziskanerkloster ist, abgesehen vom klosterartig angelegten Kreuzgang des Schlosses, das einzige von den drei Zeitzer Klöstern, dessen Grundstruktur mit Kirche, Klausur und Kreuzgang bis heute erhalten geblieben ist. Die Gebäude wurden vom 13. bis zum 15. Jahrhundert errichtet. Die erste Bauphase der Kirche datiert in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts. Um 1330 wurde der Chor fertiggestellt. Bis 1447 war die Einwölbung der Kirche beendet, vorher hatte die Kirche nur eine Holzdecke.

Die Kirche ist ein einschiffiger Saalbau mit ihrer imposanten Raumlänge von 60 Metern. Die Raumhöhe beträgt zwölf Meter, die Maßwerkfenster sind bis zu sieben Meter hoch. Das Wandmauerwerk wurde aus einfachem Bruchsteinmauerwerk unter Verwendung von Mörtel errichtet und verputzt. Bei Eckquaderungen, Blendbögen, Fenster- und Türgewänden wurde eine genaue Steinbearbeitung angestrebt. Die Gewölbe sind in keramischen Ziegeln ausgeführt und verputzt. Die Maßwerkfenster sind aus Sandstein, ausnahmsweise auch aus Kalkstein gefertigt.

Die Kirche hat keinen Turm. In früheren Zeiten besaß sie mittschiffs einen Dachreiter, in dem eine Glocke hing, welche durch eine Gewölbeöffnung vom Boden aus geläutet wurde. Die Kirche wird seit den 1970-er Jahren nicht mehr für Gottesdienste genutzt.

Die Stadt Zeitz hat sich zum Ziel gesetzt, die Klosteranlage dauerhaft zu erhalten und als Kulturzentrum mit Leben zu erfüllen. Die Kirche soll als Veranstaltungsort genutzt werden und als städtebauliche Dominante den öffentlichen Straßenraum begrenzen. Zu diesem Zweck sind umfangreiche Arbeiten zur Instandsetzung der historischen Bausubstanz notwendig.

Die Kirche des Franziskanerklosters wurde seit den 1990-er Jahren schrittweise instandgesetzt. So wurde die Dachkonstruktion aufwendig repariert und das Dach neu mit Kupferbahnen eingedeckt. Die statische Sicherung des Kirchenschiffes konnte mit dem Einbau von Zuggliedern im Gewölbebereich und der Instandsetzung von Stein und Putz im Bereich der baufälligen Gewölbeflächen im westlichen Teil der Kirche im Jahr 2003 beendet werden.

Seit 2004 wird die Instandsetzung von Fassade und Fenstern in Verantwortung meines Architekturbüros durchgeführt. Der Chorbereich umfasst neun Fensterachsen. Die beeindruckenden Maßwerkfenster aus Sandstein sind in verschiedenen Formen mit Drei- und Vierpässen sowie Fischblasen gestaltet. Die Fenster sind mit einfachen Bleiverglasungen geschlossen. Die Fenster wurden ausgeglast und komplett demontiert. Die Steinmetze restaurierten die Steinfragmente in aufwendiger Kleinarbeit, wobei auch etliche Neuteile angefertigt werden mussten. Nach dem Wiedereinbau erhielten die Fenster wieder ihre restaurierten Bleiverglasungen. Der Außenputz wurde handwerklich mit einer Baustellenmischung erneuert.

Im Jahr 2011 wurde die Nutzungsänderung der Klosterkirche vom Leerstand zu einem Ort für Musikaufführungen, Schulveranstaltungen, Vorträgen und Ausstellungen bauordnungsrechtlich genehmigt. Die daraufhin durchgeführten Arbeiten am Gebäude beinhalten die Umsetzung eines Brandschutzkonzeptes mit dem Einbau von Rauch- und Brandschutztüren, Ertüchtigung und Kennzeichnung der Rettungswege sowie der Einbau einer Brandmeldeanlage. Die Kirche erhielt eine Fußbodenbeschichtung mit Dünnschichtestrich und eine Beleuchtungsanlage. Die ehemalige Sakristei mit imposanten Kreuzgewölben wurde als Backstage-Raum für die Musikveranstaltungen umgebaut.

Weiterhin wurden bis 2013 schrittweise die verschiedenen Kreuzgangarme saniert. Hier wurden Wandverputze ergänzt, die Sandstein-Plattenböden instandgesetzt und eine neue malermäßige Dekoration vorgenommen.

Weiterführende Literatur:

Kirchen der Bettelorden, Die Baukunst der Dominikaner und Franziskaner in Sachsen-Anhalt, Autor: Achim Todenhöfer, ISBN 978-3-496-01396-9