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Einbau der Stiftsbibliothek im zweiten Obergeschoss des Torhauses von Schloss Moritzburg Zeitz

Bauherr
Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstiftes Zeitz

Planungsleistung
Genehmigungsplanung bis Bauüberwachung

Zeitraum
2004 – 2005

Die heute als Stiftsbibliothek bezeichneten Zeitzer Buch- und Archivbestände der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz gehen auf die im Spätmittelalter entstandene alte Bibliothek der Naumburger Bischöfe sowie auf die 1565 angefallene Privatbibliothek des letzten katholischen Bischof Julius Pflug zurück. Wie seine Amtsvorgänger nahm Pflug seine Residenz 1547 im Zeitzer Bischofsschloss. Als Bischof stand Pflug dem Bistum 17 Jahre vor. Seine Bemühungen galten in erster Linie dem Ausgleich zwischen den Konfessionen. Er verstarb im September 1564 in Zeitz, wo er in der Stiftskirche St. Peter und Paul beigesetzt wurde.

Das Bibliotheksgut vereinigt den Bestand von ca. 700 Handschriften des Mittelalters und der Neuzeit, über 400 Inkunabeldrucke und ungefähr 35.000 Drucke des 16.bis 20. Jahrhunderts. Seit Mai 2005 haben die Buchbestände dank der großzügigen Unterstützung von Förderern ihre repräsentative Heimstatt im zweiten Obergeschoss des Torhauses von Schloss Moritzburg Zeitz gefunden und kehrten somit nach wechselvollem Verlauf an einen der Ausgangspunkte ihrer Entstehung zurück.

Die Stiftsbibliothek ist eine repräsentative Fachbibliothek. Zutritt zu den Räumen hat aus Sicherheitsgründen nur das Bibliothekspersonal. Die Räume im Torhaus sind hell und großzügig mit Raumhöhen von bis zu 5,20 m. Auf der Grundlage restauratorischer Untersuchungen wurden die Räume farblich dekoriert. Im zentralen Mittelraum befindet sich eine allgemein zugängliche Ausstellung. Von hier führen Türen nach allen Seiten in die angrenzenden Bibliotheksräume. Damit der allgemein interessierte Besucher die Bibliothek sehen kann, ohne die Räume betreten zu müssen, wurden an allen Türöffnungen großflächige punktgehaltene Verglasungen angebracht. In den Glasflächen sind Ganzglastüren eingefügt, über die man die Räume bei Bedarf betreten kann. Besucher mit wissenschaftlichen Interessen können in einem Lese- und Benutzerraum die Bücher studieren.

Zur Unterbringung der Bücher wurden 4,50 m hohe massive Eichenholzregale mit ca. 1000 laufenden Meter Regalboden angefertigt. In den Räumen wurde eine aufwendige Feuerlöschanlage installiert, die mit Löschgas arbeitet und eventuelle Schäden durch Löschmittel am Bibliotheksgut ausschließt.

Rückblick auf die Historie:

Julius stammte aus der Familie von Pflugk und war der Sohn von Caesar von Pflugk, einem Berater des Herzogs Georg des Bärtigen. Schon mit elf Jahren wurde Pflug 1510 an der Universität Leipzig immatrikuliert. Größtenteils war er dort der Schüler von Petrus Mosellanus. 1517 ging Pflug auf Empfehlung seines Lehrers an die Universität Padua zu Lazaro Buonamico. An der Universität Bologna beendete er erfolgreich sein Studium.

Nach Hause zurückgekehrt wurde er Kanoniker des Domkapitels zu Meißen. Unter Bischof Johann VIII. von Maltitz leistete er Widerstand gegen die Übergriffe des Kurfürsten auf das Bistum. 1521 berief ihn Herzog Georg von Sachsen als Rat. Im darauffolgenden Jahr wurde er zum Dompropst in Zeitz ernannt. In den Jahren 1528/29 unternahm Pflug eine Studienreise durch Italien; wahrscheinlich besuchte er dabei auch Rom und den Vatikan. 1530 begleitete er seinen Dienstherrn Herzog Georg zum Reichstag in Augsburg. 1531 erhielt er eine Stelle im Mainzer Domkapitel. 1532 kehrte Pflug nach Zeitz zurück. In diesen Jahren gab es wohl keine wichtige kirchliche Konferenz oder Verhandlung, an denen Pflug nicht teilgenommen hat. In Leipzig disputierte Pflug neben Christoph von Carlowitz und anderen mit den Protestanten Philipp Melanchthon und Gregor Brück. 1537 wurde Pflug zum Domdechant von Meißen ernannt, 1539 berief ihn Kardinal Albrecht von Brandenburg als Rat. Als noch im selben Jahr Herzog Heinrich von Sachsen das Bistum Meißen reformieren wollte, beauftragte der Bischof von Meißen Pflug, wahrscheinlich zusammen mit Georg Witzel, mit der Protestnote Eine gemeinschaftliche Lehre von vier Artikeln, die einen jeden Christen zu wissen vonnöthen. Im April 1541 vertrat Pflug die katholische Partei beim Religionsgespräch von Regensburg. Hier disputierte er mit den Theologen Johannes Eck und Johann Gropper.

1540 wurde Pflug zum Domkapitular von Naumburg ernannt und 1541 wählte ihn das Domkapitel zum neuen Bischof von Naumburg. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen sah darin nicht nur einen politischen sondern auch einen persönlichen Affront und ernannte seinerseits den evangelischen Prediger Nikolaus von Amsdorf zum Bischof in Naumburg. In den Jahren 1542 bis 1547 hielt sich Pflug meistens im Exil in Mainz auf und beschäftigte sich besonders mit den Thesen Martin Luthers. Beeinflusst von Georg Witzel und vor allem durch Erasmus von Rotterdam war Pflug immer auf Ausgleich bedacht und sah sich als Vermittler zwischen den Konfessionen. Bezüglich der doppelten Bischofsernennung in Naumburg fand man auf dem Reichstag in Speyer 1542 keine Lösung. Unter dem Vorzeichen der Kirchenspaltung fällt es schwer, Nikolaus von Amsdorf als Gegenbischof zu bezeichnen, in jedem Fall war er bis 1546 faktisch Herrscher über das Hochstift, allerdings stark abhängig von Kursachsen.

Eine Entscheidung fiel erst 1546 im Schmalkaldischen Krieg. Herzog Moritz von Sachsen machte es mit seinen Truppen möglich, dass Pflug in Naumburg einziehen konnte. Doch schon im Januar 1547 wurde Pflug von Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen wieder vertrieben. Der Sieg Kaisers Karl V. in der Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547 brachte Pflug den Bischofssitz wieder. Doch er übernahm ein schwieriges Amt, da inzwischen der Großteil seines Bistums lutherisch geworden war.

Auch wenn er als weltlicher Herrscher keine einschneidenden Maßnahmen ergriff, gelang es ihm, die Verhältnisse innerhalb des Stiftes zu beruhigen. Er bemühte sich die Autorität der katholischen Kirche wiederherzustellen. In Glaubensfragen stand er vor einem weitgehend protestantisch gewordenen Bistum, in dem beispielsweise nur noch ein Pfarrer unverheiratet geblieben war. So wendete er sich mit der Bitte an den Papst, die Ehen der Pfarrer in seinem Bistum zu gestatten und das Abendmahl in beiden Formen zuzulassen, was abgelehnt wurde. Eine für die Rekatholisierung notwendige Ausbildungsstelle für Theologen in Zeitz wurde nicht installiert. Julius war vielfach um Ausgleich und Annäherung bedacht. Er agierte dermaßen vorsichtig, dass ihm der Theologe Josef Hergenröther und der Historiker Ludwig Pastor deswegen sogar Kryptocalvinismus unterstellten.

Im Juni 1546 nahm Pflug am Religionsgespräch in Regensburg teil. Hier diskutierte er u.a. mit Michael Helding und Johannes Agricola. Da Pflug dort erfolgreich handelte, bat ihn der Kaiser 1548 um Mithilfe bei der Formulierung des Augsburger Interims. Gesundheitlich angeschlagen nahm Julius 1551 und 1552 am Konzil von Trient teil, trat aber kaum in Erscheinung. Beim Wormser Religionsgespräch 1557 berief man Pflug zum Vorsitzenden.

Im Alter von 65 Jahren starb Bischof Julius von Pflug am 3. September 1564 in Zeitz und wurde im Dom der Moritzburg zu Zeitz beigesetzt. Es befindet sich dort auch eine Grabplatte, die darauf hinweist. Er war der letzte Bischof des Bistums, welches anschließend nur noch von Verwesern verwaltet wurde und später im Kurfürstentum Sachsen aufging.

Quelle: WIKIPEDIA